#1BarriereWeniger – Es sind alle eingeladen!
Projektlaufzeit: 1. Juni 2022 – 31. März 2023
Förderer: Aktion Mensch
Mit dem Projekt #1BarriereWeniger – Es sind alle eingeladen! möchten KulturLeben Berlin und die Ev. Heilige-Geist-Gemeinde Moabit die Ev. Heilige-Geist-Kirche Moabit ein Stück barriereärmer machen. Beide Institutionen verbindet eine langjährige Partnerschaft. In der Ev. Heilige-Geist-Kirche Moabit fanden in den letzten Jahren zahlreiche Konzerte und Diskussionsveranstaltungen unseres Vereins statt. Die Kirche ist nicht nur das städtebauliche Zentrum des Moabiter Stephankiez, sie ist auch ein zentraler Kulturort. Hier finden regelmäßig Konzerte, Lesungen und weitere kulturelle Events statt.
Physisch ist die Kirche weitestgehend barrierefrei zugänglich. Im Hofeingang in der Perleberger Str. 36 befindet sich ein Rollstuhllift, in der Kirche selbst gibt es eine Rampe und eine rollstuhlgerechte Toilette. Auch eine induktive Höranlage für Schwerhörige ist vorhanden. Es fehlen jedoch Parkplätze für Menschen mit Behinderung in unmittelbarer Nähe zum Kirchengebäude, die die Erreichbarkeit für Rollstuhlfahrer und Menschen mit Gehbehinderung erschweren. Dieses Problem wollen wir mit unserem Projekt angehen.
Darüber hinaus gibt es Barrieren in der Kommunikation, die wir mit dem Projekt abbauen möchten. Durch barrierearme Kommunikationsmittel wollen wir verstärkt Menschen mit unterschiedlichen Behinderungen ansprechen. Wir wollen sie einladen, die Kirche und ihre Kulturgüter zu erkunden und an Veranstaltungen im Kirchenraum teilzunehmen.
Durch die Durchführung einer inklusiven Konzertreihe mit dem Utopia Orchester in der Kirche beteiligt sich KulturLeben Berlin auch mit seinem eigenen inklusiven Musikprojekt Werkstatt Utopia an der Umsetzung zum Abbau von Barrieren, wobei durch das Engagement von zusätzlichen Assistenzkräften die Barrierefreiheit auch für Menschen mit speziellen Behinderungen gesichert werden soll.
Projekt “Beethoven 2020 – Mein Körper hört Musik
Projektlaufzeit: 1. Januar 2020– 29. September 2020
Förderer: Aktion Mensch (über Werkstatt Utopia)
Das Projekt konnte coronabedingt ab März 2020 nicht weitergeführt werden.
Wie nehmen gehörlose Menschen klassische Musik wahr? Wie können sie ihren Charakter erfassen? Welche Formen der Übertragung können wir nutzen? 2020 veranstaltet die Werkstatt Utopia ein Konzert-Projekt, das die Vermittlung von klassischer Musik an gehörlose Menschen zum Ziel hat. Da wir in diesem Jahr den 250. Geburtstag des Komponisten Ludwig van Beethoven feiern, nimmt seine Musik einen wichtigen Platz in unserem Projekt ein. Das Projekt wird von hörenden und tauben Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gemeinsam entwickelt. Projektleiterin ist die Gebärdendolmetscherin und Künstlerin Anka Böttcher.
Das Abschluss-Konzert findet am 29. September 2020 um 18 Uhr in der Heilig-Kreuz-Kirche (Zossener Str. 65, 10961 Berlin-Kreuzberg) statt.
Es richtet sich an alle Menschen. Nach dem Motto „Wir sind nicht alle gleich, aber alle sind 100 Prozent“ wollen wir Wege der Übertragung finden, die Gehörlose, Schwerhörige und Hörende zugleich ansprechen.
Workshops zur Konzert-Vorbereitung
Zur Vorbereitung des Konzerts veranstalten wir seit Januar 2020 Workshops mit verschiedenen Zielgruppen (Hörende, Nicht-Hörende, Musiker, Nicht-Musiker, Techniker etc.). Wir wollen das Konzept in den Workshops gemeinsam erarbeiten und Ideen aus den unterschiedlichen Perspektiven der Teilnehmerinnen und Teilnehmer miteinbeziehen. Dabei spielen der gegenseitige Austausch und das Kennenlernen von Gehörlosen und Hörenden eine wichtige Rolle. Aus den Erfahrungen der Workshops entwickeln wir das Konzept für unser Konzert.
Mit ganzem Körpereinsatz: Sehen, Fühlen, Spüren, alles ist Musik!
Musik wird von allen Menschen mit dem ganzen Körper wahrgenommen, nicht nur über die Ohren, sondern auch über die anderen Sinnesorgane. Diese Fähigkeit wollen wir für unser Projekt nutzen. Indem sie den kompletten Körper als Resonanzkörper einsetzen, können taube Menschen Rhythmus und Klang von Musik als Vibration spüren. Das funktioniert über den direkten Kontakt zur Klangquelle, zum Beispiel indem man ein Musikinstrument berührt, während es gespielt wird. Starke musikalische Schwingungen können auch über die Luft wahrgenommen werden wie zum Beispiel Bässe auf einer Techno-Party.
Klang kann auch visuell „erzählt“ und über unterschiedliche Visualisierungsformen vermittelt werden. Gestik, Mimik und Körperhaltung wie z.B. die Bewegungen eines Dirigenten oder eines Musikers transportieren über das Sehen Stimmungen und Gefühle in der Musik. Mit Hilfe von Lichttechnik oder mit speziellen Computerprogrammen kann man darüber hinaus Töne direkt in farbige Lichtprojektionen oder bewegte Lichtblöcke umsetzen.
Partitur und Noten können visuell übertragen und dreidimensional dargestellt werden. Im Gesang gibt es neben der Musik auch den Text. Für Gehörlose erzählt allein der Gesang nichts. Man sieht nur den geöffneten Mund. Hier kann man über das Musikdolmetschen den Text und den Ausdruck der Musik übertragen. Zu den künstlerischen Visualisierungsformen, die wir im Konzert nutzen können, gehören die Kunstformen der Gebärdensprache (DGS) und die Ausdrucksformen Mimik, Bewegung, Tanz, szenische Darstellung, Lichttechnik, Malerei und Gestaltung sowie Videofilm und Animation. Jeder Klang legt einen Weg zurück, den wir mit unterschiedlichen Mitteln darstellen und als Kunstform etablieren möchten.
Beethoven und seine Musik „begreifbar“ machen
Im Konzert möchte die Werkstatt Utopia die Musik Beethovens aus der Perspektive eines inklusiven Orchesters zeigen. Geplant ist die Aufführung von Werken ohne Opus-Zahl. Das sind Musikstücke von Beethoven, denen er selbst keine eigene Werk-Zahl gegeben hat. Diese Musikstück werden selten gespielt. In der Vorbereitung spielt auch der Mensch Beethoven eine wichtige Rolle: Beethoven wurde hörend geboren und ertaubte als Erwachsener. Welche emotionale Rolle spielte der Aspekt, Musik plötzlich nicht mehr hören zu können in Beethovens künstlerischem Schaffen? Wie konnte Beethoven als Schwerhöriger und später als Gehörloser komponieren? Wie hat sich seine Musik nach der Ertaubung verändert? Es wichtig, hier zu unterscheiden, dass ein hörend geborener Mensch, der später ertaubt ist, im Unterschied zu einem gehörlos geborenen Menschen im Gehirn hörend bleibt. Ein von Geburt an Gehörloser hat eine andere Muttersprache (DGS) und erfährt Musik nicht wie ein Hörender oder ehemals Hörender.